„…Augustin flog also vom Nest, in dem er groß geworden war, weg und blickte sich mit großen Augen um. Sein Flug führte ihn weit von dem Obstgarten, bei dem er aufgewachsen war, in die große, weite Welt hinaus. Zumindest war es für Augustin die große, weite Welt. Er flog frohen Mutes drauflos und sah sich alles mit seinen kleinen Spatzenaugen interessiert an. Nach kurzer Zeit kam er zu einem kleinen Weiher, an dessen Ufer er sich niederließ und rastete. Auf seinen kleinen Füßen trippelte er näher an das Wasser heran. Er richtete seine kleinen Äuglein auf den Wasserspiegel und erschrak heftig. Dort erblickte er etwas, was er nicht erwartet hatte: sich selbst! Er blickte sich um, weil er meinte, seine Schwester sei ihm nachgeflogen. Aber da war niemand. Ihm wurde klar, dass er es doch selbst war. Was ihm im Nachhinein auch klar war, da doch seine Schwester bei Weitem nicht so schön war wie er. Nachdem ihm das offenbar geworden war, streckte er seinen Kopf dem Wasser entgegen und trank einige gewaltig große Spatzenschlucke. So gestärkt setzte er seinen Flug in Richtung eines Waldes fort. An dessen Rand sah er ein großes braunes Tier stehen, welches eben Gras fraß. Er flog zu dem Tier hin und setzte sich in respektvoller Entfernung auf den Boden und sprach das Tier an: „Hallo, wer bist denn du?“ Das Tier blickte erst ratlos um sich, bis es Augustin am Boden wahrnahm. Als es ihn bemerkte, sah es ihn neugierig an und fragte seinerseits: „Wer bist denn du und was machst du hier?“ Augustin warf sich in die Brust und erklärte ganz wichtigtuerisch: „Ich bin Augustin, der stärkste Spatz der Welt und erkunde die Welt!“ Das Tier lächelte und antwortete: „Ich bin das Rehkitz und esse eben zu Mittag!“ Augustin fragte das Kitz: „Und was isst du da?“ Es antwortete ihm: „Ich esse Gras und Kräuter.“ Augustin piepst spöttisch zum Kitz hin: „Pfui! Gras isst man doch nicht. Mit trockenem Gras haben meine Eltern unser Nest gebaut. Wir essen Fliegen und Insekten und Würmer. Das ist richtiges Essen, aber kein Gras!“ Kopfschüttelnd erwiderte das Rehkitz: „Komisch, man kann doch so etwas nicht essen! Pfui, Würmer und Insekten! Da lob‘ ich mir das Gras und die Kräuter. Die machen mich groß und stark, sagt meine Mama.“ Augustin meinte, dass man mit solch einem Rehkitz nicht über Essen reden kann, weil es dumm ist und keine Ahnung von gutem und kräftigem Essen hat. So plustert er seine Federn auf, um groß und stark zu erscheinen und sagt verächtlich: „Iss du nur dein Gras, mir sind meine Insekten und Würmer lieber!“ So etwas Dummes, denkt er sich und macht sich bereit, um seinen Erkundungsflug fortzusetzen. Großtuerisch breitet er seine Flügel aus und hebt unter spöttischem Lachen ab, überfliegt den Wald und bewegt sich auf eine weit ausgedehnte Wiese zu…“